von Heinrich Schmidt
Bekanntlich hat unser „Nußlocher Nepomuk“ seit Anfang Juli 1997 aufgrund städtebaulicher Veränderungen seinen neuen Standort in der Gemeindeparkanlage eingenommen. Als „Brückenheiliger“ stand er
vorher an der Kreuzung Walldorferstraße/Hauptstraße und bewachte hier kurioserweise eine Straßenkreuzung. Des weiteren ist an ihm ungewöhnlich, dass er segnend seine Hand und ein Kreuz über ein Kind
hält, das auf einer Weltkugel postiert. Nußlocher, wie auch interessierte Fremde, hat dies stets vor ein Rätsel gestellt. Deshalb wurden diesbezüglich im Ort in zurückliegender Zeit mehrfach
Befragungen älterer Bürger vorgenommen, die wiederum aus dem Wissen ihrer Vorfahren berichten konnten.
Wie soll es nun zu dieser Besonderheit gekommen sein? Betrachtet man die örtliche Topographie in weit zurückliegender Zeit, so ergibt sich für diesen Bereich ein wesentlich anderes Bild als es
sich heute darstellt. Von der Bergseite her kam damals ein kleines Gewässer, welches in den Graben des „Wiesenweges“ – heute Walldorferstraße – einmündete. Anna Mattle und Barbara Lüll, beide geb.
Baust, aus den Jahrgängen 1889 und 1893, deren Vater einst Meister bei der angrenzenden Zigarrenfabrik Loewe und Eschelmann war, berichteten als „lebende Archive“ u.a.:
In den Wiesengrabenweg floss damals alles Abwasser, da es noch keine Kanalisation gab. Dieses Wasser war deshalb nicht immer ganz sauber, außer zu Regenzeiten. Auch waren unsere Straßen immer sehr
staubig, weil man geteerte oder gepflasterte Straßen noch nicht kannte. Als Kinder haben wir beim „Wiesengrabenweg“ im Sommer oft das Wasser angestaut und sind barfuß darin herumgelaufen. Je nach
Jahreszeit lief hier einmal viel Wasser oder es lief auch gar keines – so die Überlieferung. In den Sommermonaten gab es oft ganz überraschend heftige Gewitter. Kurz vor einem solchen Unwetter sollen
zu „Nepomuks Zeiten“ Kinder im Wasser dieses Bächleins wieder einmal gespielt haben. Rasend schnell wurde durch den einsetzenden Regen aus dem sonst kleinen Bächlein bald ein Sturzbach, der alles
mitgerissen haben soll, so auch ein Kind. Das Kind soll zu Schaden, jedoch nicht zu Tode gekommen sein. Ein Anlass, der dann dazu geführt haben soll, dass das steinerne Standbild des Johannes von
Nepomuk, nicht wie vorgesehen, an einer unserer Leimbachbrücken, sondern vielmehr an dieser Stelle, als Dank für die glückliche Rettung aufgestellt wurde. Damit wollte man symbolisieren, dass „alle
Kinder dieser Welt“ zukünftig vor solchem Unheil bewahrt bleiben mögen.
Die moderne Zeit hat dem leider nicht Rechnung getragen. Das imposante, zur Ortsgeschichte gehörende Denkmal (siehe den weiteren Bericht) fand nun im Gemeindepark seinen (hoffentlich) letzten Platz. Der heilige Nepomuk bewacht somit in Nußloch keinen Wasserlauf und keine Brücke, sondern an der Hauptstraße den Verkehr. Als „Verkehrsheiliger“ hat er nun in unserer modernen Zeit zusätzliche Aufgaben übernommen.